Die Reise auf der Elbe nach Tschechien liegt nun schon ein paar Wochen zurück und Erinnerungen mischen sich an diesem Abend, auf der ELSE sitzend, mit den Ideen und Träumen für den spärlichen Rest der Saison 2011, den Plänen für 2012 und die Ostsee-Rund-Reise 20XX.
Die vielfältigen Eindrücke der Elbereise beherrschen aber immer noch mein "Bootsdenken" und im Vordergrund steht immer noch das völlig unerwartete Erlebnis der "Elbe allein für uns" ab Magdeburg bis zur Grenze. Nie im Leben hätte ich gedacht, das auf diesem Teil der Elbe nahezu nix los ist und eine Autarkie gefordert ist, über die man an der Ostsee - zumindest den Teil den wir kennen- überhaupt nicht nachdenken würde.
Neben dieser notwendigen Autarkie bestimmen auf der Elbe die Wasserstände den Weg wie an der See der Wind.
Trotz drei Wochen Zeit für eine vermeintlich relativ kurze Strecke war unsere Zeit viel zu kurz : Im Elbsandsteingebirge und auch an vielen anderen Stellen fehlen uns eigentlich Wochen, um alles in der gebotenen Tiefe wahrzunehmen und zu ergründen...Jammern auf hohem Niveau und einmal mehr die Erfahrung, das der Weg das Ziel ist, auch wenn man bei jeder Reise irgendwann das unvermeidliche "Halbzeitgefühl" hat und immer haben wird...
Neben den nicht weiter beschreibaren unvergesslichen Eindrücken und Gefühlen gibt es eine Reihe pragmatischer Erfahrungen, die in unserern nächsten "Törns" berücksichtigt werden und ELSE weiter "reifen" lassen:
Gegen Ende der Reise gab das Pump-WC seine Geist auf : Zum Glück beschränkte sich der Defekt auf die Spülfunktion, das Entsorgen der Hinterlassenschaften funktionierte mit Spülwasser aus der Dusche -zu Lasten des Frischwasservorrates- immer noch... Ursachenforschung mochte ich angesichts der gegebenen wichtigsten Funktion und vier Menschen an Bord nicht betreiben; Zwischenzeitlich habe ich die Pumpe ausgetauscht und für die alte einen Reparaturset erstanden. So wird für diese nicht zu vernachlässigende wichtige Funktion immer Ersatz mitreisen in Form der reparierten alten WC-Pumpe..! Mein Ärger "warum ist das Teil nach drei Jahren schon reparaturbedürftig" hat sich beim Nachdenken relativiert : ELSE`s WC ist in diesen drei Jahren so viel benutzt worden wie auf einem "normal" genutzten Schiff in ca. zehn Jahren....! Insofern ist alles gut...!
Motto von JABSCO (dem Hersteller der WC-Pumpe) auf der Verpackung : "Make your boat a better place to be"... Wie wahr !
Das Problem mit dem "abgeregelten" Steuerbordmotor hat sich auch unspektakulär geklärt : Nachdem im Kraftstoffvorfilter eher wenig Schmutz war, haben wir als Ursache einen zu lockeren Feinfilter ausgemacht; Dort wurde wohl anstatt Kraftstoff bei Vollgas Luft mit angesogen. Zumindest ist das Problem durch festziehen des Filters aktuell beseitigt und ELSE`s STB-Motor dreht wieder bis zur Nenndrehzahl hoch und ich leiste innerlich Abbitte bei der Magdeburger Tankstelle mit ihrem vermuteten Bodensatz (siehe Post vom 1. August 2011)
Bleibt noch zu erwähnen, das am neuen Spirituskocher am ersten Tag, noch vor der Abfahrt, der Schalter einer Herdplatte seine Dienst quittiert hat : ärgerlich aber völlig unerheblich, da es ja ohnehin eher selten Landstrom gab und die Leistung des Herdes bei Spiritusbetrieb sogar größer ist ! Wir haben etwa vier Liter Spiritus beim Kochen "verfeuert" und nach Lektüre verschiedener Segelbücher sind wir eimal mehr davon überzeugt, das Spiritus besser ist als Gas: keine wiederkehrende kostenpflichtige Überprüfung durch irgendwelche wichtigen Prüfer und überall erhältlich und transportabel auch ohne Auto. Dem Vernehmen nach gibt es in Skandinavien und im Baltikum andere und unterschiedliche Anschlüsse an Gasflaschen und eher selten Menschen, die einem die schwere Flasche ans Schiff liefern...Im Rucksack mag man die auch nicht von der nächsten Tankstelle hohlen und so freuen wir uns über unseren Origo-Kocher, für den wir uns Ende letzten Jahres nach langem Für und Wider entschieden haben.
Das war`s auch schon fast an "Problemen", der benötigte Schlauchverbinder zu Nutzung auch kilometerweit entfernter Zapfstellen für Frischwasser ist schon an Bord und das Solarpanel kommt in der nächsten Saison garantiert - letztlich haben wir es seit Anfang an vermißt, siehe Post vom 9.September 2010. Diesmal gab es trendmäßig "Strommangel" nicht wegen zu langem Ankern, sondern wegen nur spärlich vorhandener Landanschlüsse, der schon etwas gealterten Batterien und wahrscheinlich auch durch den Stromverbrauch des Autopiloten und der dadurch während der Fahrt reduzierten Ladeleistung der Lichtmaschinen . Ein kleiner Generator wäre billiger als das Solparpanel, aber wer mag schon das Lärmen des "Moppel`s" und das hantieren mit Benzin, welches es dann vielleicht nur wieder mit Aufwand gibt...
Erfreut hat mich, das ELSE´s Motoren trotz der weit über 100 Betriebsstunden in der bisherigen Saison keinen messbaren Ölverbrauch hatten und das der bisherige geringfügige Wassereintritt im Motorraum wohl nun endgültig aus der Welt ist.
Die Notwendigkeit der baldigen Verwirklichung weiter maritimer Träume wird belebt durch ein Gastliegerpaar neben uns aus Berlin : "Mutti" mit Rollator und saurierähnlichen Bewegungabläufen beim Besteigen ihres Segelschiffes....Nun gut, "Mutti" erklärt ungefragt, das sie ja auch schon 83 Lenze zählt und ihr von uns versehentlich als mitreisender Sohn angenommener sehr gut erhaltener Mann auch schon über 80 ist...!! Er fabuliert von der 38. Saison mit seinem jünger wirkenden Segelschiff, kocht auf einer mobilen Herdplatte Kartoffeln, ehrt mich als angenehmen Stegnachbaren, mahnt zur Ruhe beim gemeinsamen Wasser bunkern (obwohl ich echt langsam und entspannt bin !) und wiegt sich in meinem sehr ehrlichem Respekt.
So gesehen habe ich theoretisch mindestens noch ca. dreißig Jahre Boot fahren vor mir ! Irre...!
Der Stegnachbar mit dem Rollator seiner Liebsten vor dem Schiff...
Abendstimmung im Bleckeder Hafen
MY.ELSE@kabelmail.de
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