Montag, 6. Juni 2011

Mieser Saisonauftakt

Das hat keinen Spaß gemacht : Nachdem entgegen dem vereinbarten Termin  erst zwei Wochen später ins Wasser gekommen ist,  habe ich sie am vergangenen Sonntag Abend am falschen Liegeplatz und verkehrt herumrum und zu kurz festgemacht vorgefunden. Umdrehen wollte ich ELSE aufgrund der an diesem Liegeplatz weit entfernten Heckpfähle und bei Regen und Wind alleine auch nicht und so konnte ich dann nur Dank meiner langen Beine an Bord gehen und die mitgebrachte "Erstausstattung" über die nasse und glitschige Badeplattform an bringen.
In der Abenddämmerung konnte ich dann noch feststellen, dass die in der vergangenen Saison festgestellten Risse an drei Relingsstützenfüßen völlig dilettantisch "repariert" worden sind : Sprühsahne o.ä. anstatt Gelcoat...! Und der Tiefenmesser geht auch nicht...! Super !! Immerhin hatte diesmal Volvo-Penta tatsächlich den schon vor einem Jahr bestellten Ruderlagegeber eingebaut und genau so, das er sogar funktioniert !

Wasser aufgefüllt, alle Leitungen entlüftet,  See-WC in Betrieb genommen, probegeheizt, das Hafenbecken mit Frostschutzmittel fluoreszierend grün eingefärbt - offensichtlich hatte noch niemand die Motoren laufen lassen, so das nun erstmal das Frostschutzmittel aus dem Kühlkreislauf kam-, still vor mich hingeärgert und mir den Abend mit dem Rest Zubrowka-Wodka, den Elszbieta und Jörg letztes Jahr zu unserer Schleifahrt mitgebracht hatten, verschönert und um eins etwas versöhnt in die Koje gekrochen...!

Irgendwie hatte ich  mir den "Saisonauftakt" anders vorgestellt.

Am Montag morgen schlug bei nunmehr schönstem Wetter dann pünktlich Sönke Dohm  von der Firma BS-Yachten auf, um wie vereinbart den Autopiloten einzubauen, zu dem ich mich nach den Zickzack-Langfahrten der vergangenen Saison doch noch durchgerungen hatte.

Herr Dohm sägte, schraubte und verdrahtete ruhig, professionell und schnell vor sich hin, änderte nebenbei noch die Luftführung der Heizung nach Ideen des Skippers ab und  meldete am frühen Nachmittag Vollzug und Bereitschaft zur Probefahrt zwecks Kalibrierung des Autopiloten. Gesagt getan, losgemacht ausgelaufen und vor der Schleibrücke das Kalibriermenü im Bedienpanel des Autopiloten aufgerufen. Dieses leitet dazu an, Kreise zu fahren und gibt Anweisungen, die Kreise enger oder weiter zu fahren, damit der sog Fluxgate-Kompassensor des Autopiloten weiss, wer er ist...Das ging irgendwie nicht richtig, weil das OK des Autopiloten ausblieb : Das lag daran, das an dieser in Hafennähe zwar breitesten Stelle der Schei einfach zu wenig "Freiraum" ist : ständig mussten wir die Kreise entgegen den Anweisungen des Autopiloten verändern, um nicht mit der Festmachertonne vor der Brücke, den Fahrwassertonnen, anderen Schiffen oder schlicht dem Ufer zusammenzustossen. Das gleiche Problem beim anschließenden "Autolearn-Menü" : hier fährt der Autopilot erst mal selbstständig  nach eigenen Vorstellungen verschiedene Manöver, um die Reaktionen des Schiffes kennen zu lernen. Beeindruckend zwar das selbstständige Fahren -wie von Geisterhand dreht ELSES Lenkrad - aber notwendigerweise mußte der Autolearn-Modus immer wieder unterbrochen werden, um Kollisonen mit anderen Schiffen und Gegenständen zu vermeiden.

Wir haben das Prozedere dann ergebnislos abgebrochen und auf die erste Fahrt auf See vertagt, zumal die "mechanische" Funktion des Autopiloten als solche gegeben war.

Wieder im Hafen, packte Herr Dohm zusammen, reiste ab und ich konnte noch ein wenig mit dem Autopilot "spielen"...Das geht alles sehr einfach und durch die Verbindung zum Kartenplotter (GPS), kann der Autopilot zuvor eingegebenen Routen abfahren oder einfach nur den eingeschlagenen Kurs halten, auf Befehl Ausweichmanöver oder verschiede "Muster" ( Kreise Viereck, Kleeblatt usw.) fahren. Mal sehen...! Dieses Jahr wird er uns nur wenig nützen, da wir  ja demnächst nur "Binnen" fahren. Vielleicht schafft er ja sogar auf dem teilweise schnurgeraden Elbe-Lübeck-Kanal etwas "Erleichterung"...Auf alle Fälle wird er uns in den nächsten Jahren bei unseren "Offshore"-Plänen helfen und vielleicht ist dann ja auch Jürgen als Initiator der ganzen Autopiloten Aktion dann wieder mit dabei..!

Während meines Aufbruchs zurück nach Hause komme ich noch mit dem Skipper der SIGYN (http://www.sigyn.de/de/) ins Gespräch, der den ganzen Tag neben der ELSE seinen Mast gestellt hat und die SIGYN seeklar gemacht hat. Der in Ehren ergraute Seemann bittet mich an Bord, bietet mir einen Kaffee aus seiner Thermoskanne und seinen Tabak an und erzählt von seinen Reisen mit der SIGYN und anderen Schiffen, behandelt mich mit meinen kleinen Berichten von unserer Reise im letzten Jahr so gar nicht als Motorbootfahrer und läßt mich angesichts seiner den Tag ausklingen lassenden Ruhe und Gelassenheit den Frust des Vorabends relativieren und vergessen....


 ELSE am "unwirtlichen" Kran-Liegeplatz neben dem Wikinkerschiff SYGIN



Das Bedienteil des Autopiloten : In Wirklichkeit sehr gut ablesbar, auch in der Sonne, und farbig....
Hier mit der "Kompassoberfläche"


MY.ELSE@kabelmail.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen